Deine Welt auf Papier
Es ist ein Hauch von Leben, eine Ahnung nur,
Ein entferntes Zwitschern, als sich das erste Blütenblatt zart schimmernd seinen Weg erkämpft,
durch das kalte Eis, noch immer von Flocken und Sternen bedeckt, als es die Sonne entdeckt,
sodass es sich reckt, bis es das Köpfchen aus der Erde streckt.
Und langsam wird Eis zu Tau,
Ein Blütenblatt steht in voller Pracht,
nun dem Sonnenschein gegenüber und erstrahlt voller Farbe in seinem Glanz.
Wunderschön anzuschauen, wie das Licht die Blüte zum Leuchten, den Schnee zum Funkeln bringt,
doch du, du siehst gar nicht, siehst gar nicht richtig hin,
Es ist, als würde ein Schwarz-Weiß-Film dein Leben überdecken, ihm alle Farbe rauben,
alles auf stumm stellen, die Klänge von den Worten klauben,
So allein sitzt du da, an deinem Tisch, kannst mich nicht in dein Leben lassen,
ich weiß, um ehrlich zu sein, nicht mal, ob du das noch willst,
dabei bin ich doch hier, neben dir.
Aber du malst deine Welt auf Papier.
Deine Welt auf Papier kennt keine Farben,
nur das Scharben des Bleistifts, der in seinem schier unendlichen Schiefergrau immer mehr Narben auf ihr hinterlässt.
Ich verstehe dich nicht, verstehe nicht, wieso du alles aussperrst, was deine Welt bunt machen will.
Es ist, als würdest du im Winter feststecken, wo alle Blüten noch unter der Erde schlummern,
Nur das leise Wummern, des Herzschlages der Natur ist zu hören,
doch auch das ist gedämpft von den grauen Wolken-Vorhängen, die du so sorgsam zuziehst, jeden Tag.
Wieso tust du das?
Lass mich doch nur mal sehen, nur ganz kurz einen Blick darauf erhaschen, wie es dahinter aussieht, in dir, in dir drin.
Ich hab das Bedürfnis, deine Hand zu nehmen, dir das Leben zu zeigen, wie schön es sein kann, dich mal ins Licht zu führen, damit du spüren kannst, wie das ist.
Du verkriechst dich lieber im Schatten,
Wie schön waren die Zeiten voller Regenbogen, die wir mal hatten.
Kann mich kaum noch erinnern, ich höre da unten das Wimmern,
Unter der Erde, wo die Blumen uns rufen,
Wie sie sich verzweifelt ausstrecken,
Sie wollen doch so gern einmal die Sonne erblicken.
Doch, sie haben keinen Platz.
Auf deiner Welt auf Papier.
Könnte ich doch wenigstens wütend auf dich sein, aber nein, dafür liebe ich dich zu sehr.
Dabei wär ich es so gern, es ist manchmal einfach unfassbar kräftezehrend, wenn du mich schlicht nicht sehen lassen möchtest, wie es dir wirklich geht. Wie grau deine Welt wirklich ist, wie ausradiert.
Glaub mir doch verdammt noch mal, dass ich dir nur das Beste wünsch, dass ich nicht will, dass du denkst, du müsstest diesen Weg alleine geh'n.
Dass ich dich nie verurteilen würde, mein Gott, ich verstehe dich sogar.
Ich würd dir doch nur so gern all die Farben zeigen, die das Alles hier zu bieten hat,
Dir beweisen, wie kunterbunt unser Leben gemeinsam sein kann.
Leg den Bleistift weg und nimm meine Hand,
Meinetwegen rennen wir gemeinsam gegen die Wand.
Hauptsache, wir rennen.
Und weil du mich nicht hören kannst in deiner Welt, bleibe ich hier, neben dir.
Nehme mir Hoffnungs-Grün, Liebes-Rot, Trauer-Schwarz, Lebensfreude-Gelb und so viel mehr,
Male meine Welt.
Auf dein Papier.
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Eine unglaublich tiefgründige Lyrik. Du benutzt so tolle Metaphern und Vergleiche... Da geht einem das lyrische Deutschherz auf. Mach weiter so.